Am 29. September 2023 ist der nationale Tag des Flüchtlings
Er soll auf die Themen, Flucht, Asyl, Migration und Seenotrettung aufmerksam machen
Weltweit sind rund 110 Millionen Menschen auf der Flucht.
Hinter diesen unfassbaren Zahlen stehen Millionen von individuellen Schicksalen und schreckliche Geschichten: Unter den Geflüchteten und Vertriebenen befinden sich Millionen Kinder – Zehntausende von ihnen unbegleitet. Ganze Generationen müssen unter schwierigsten Bedingungen aufwachsen und bekommen nicht die Chancen, die sie verdienen.
Warum fliehen Menschen?
Flucht hat viele Ursachen. Menschen fliehen vor Krieg und Gewalt, Armut und Perspektivlosigkeit, Verfolgung und Diskriminierung, zerstörten Lebensgrundlagen – zum Beispiel aufgrund des Klimawandels. Die verschiedenen Fluchtursachen bedingen sich häufig gegenseitig.
Der Flüchtlingstag ist ein guter Tag, um uns einen Überblick über die brutale Realität an unseren EU-Außengrenzen zu verschaffen. Wir können uns der Verantwortung für Humanität nicht entziehen oder Verantwortung auslagern. Auch wenn in der Debatte um Migration und Flucht suggeriert wird, man könne das Recht wahren, aber es Einzelnen absprechen.
„Grundrechte kann man nicht einfach für die einen abstellen, während sie für die anderen weiter gelten”, schreibt die Politologin Judith Kohlenberger in ihrem Buch „Das Fluchtparadox“ zu unserem widersprüchlichen Umgang mit Migration und Asyl. „Das Grundrecht auf Asyl ist unser aller Menschenrecht. Seine Einschränkung bedroht nicht nur die Flüchtlinge, sondern stellt eine Vorstufe zur Einschränkung unserer bürgerlichen Freiheiten dar. Der Umgang mit Flüchtlingen ist einer der Prüfsteine für das Funktionieren der Demokratie.“
Der Flüchtlingstag ist auch ein guter Anlass, um uns auf den Ursprung des Flüchtlingsschutzes zu besinnen und um die Lehren aus unserer Geschichte ernst zu nehmen.
Flüchtlingsfeindliche und rassistische Debatten sind nichts Neues in Deutschland. Und doch ist der sich immer weiter zuspitzende politische Diskurs um die Überlastung der deutschen Verwaltungsstrukturen durch geflüchtete Menschen an einem neuen Höhepunkt angelangt. Demokratische Parteien laufen Gefahr ein Framing von rechts zu übernehmen. Das Asylrecht an sich wird in Frage gestellt. Hinzu kommen rassistisch geprägte Clan-Debatten, die Menschen unter Generalverdacht stellen und der Ruf nach mehr Abschiebungen, selbst in Staaten wie Afghanistan. Dass es einen Zusammenhang zwischen dem politischen Diskurs und stärker werdendem Rassismus in der Gesellschaft gibt, lässt sich auch an vermehrten Angriffen auf geflüchtete Menschen ablesen. Im Jahr 2022 ist die Zahl der Angriffe auf Geflüchteten-Unterkünfte um über 70 Prozent gestiegen.
Wir können die Konflikte, Kriege oder Vertreibung nicht beenden. Aber wir können den Menschen helfen, die schuldlos an ihren Folgen leiden. Und für sie aktiv werden, ihnen zeigen, dass wir an ihrer Seite stehen.
Hinter jedem Flüchtling steckt ein Schicksal! Was würden Sie tun, wäre Ihr Leben oder das Ihrer Familie in Gefahr?
Monika Schütz-Madré
Stellvertretende Bürgermeisterin
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